Das Selbstvertrauensglück

Ich denke oft über das Glück nach … Aber nicht so sehr darüber, wie man es definiert, sondern eher im Zusammenhang mit den subjektiv als positiv empfundenen Begebenheiten, die einem im Lauf des Lebens widerfahren. Sind diese erfreulichen Wendungen, die eine – zumindest vermeintliche – Verbesserung der Situation herbeiführen, dem Schicksal oder einer anderen beliebigen höheren Macht zu verdanken? Liegt es im Karma des Individuums verborgen, ob man etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht, von dem man dachte, man würde es niemals schaffen? Oder handelt es sich um nichts weiter als Zufall, frei nach dem Motto „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“?
Ich beispielsweise habe das Privileg, mein Hobby als Beruf ausüben zu dürfen, dem „Glück“ zu verdanken!
Es war im März 2007, als einer meiner Bekannten namens Christof mir vorschlug, gemeinsam ein Sachbuch zu schreiben. Ich befand mich zu jener Zeit noch im Lyrik-Stadium mit ersten Kurzprosa-Erfahrungen und sah mich in der Zukunft eigentlichen als Romanautorin, die blumige Liebesgeschichten verfasste, knifflige Kriminalfälle zu Papier brachte oder der Nachwelt vielleicht sogar epische Monumentalwerke hinterließ – zugegeben, an die Sache mit den epischen Monumentalwerken habe ich selbst nie wirklich geglaubt, da mir ganz einfach die Geduld für lange Wälzer fehlt. So war ich also skeptisch, beschloss dann allerdings, diesen Sprung ins kalte Wasser zu wagen.
Mein Bekannter und sich trafen uns ein paar Tage später erneut und besprachen die weitere Vorgehensweise – er würde zu recherchieren beginnen, ich sollte die passenden Verlage für unser Themengebiet eruieren, diese anschreiben und auf unseren Stoff vorbereiten.
Ich hatte keine Ahnung, wie ich an die Sache herangehen sollte und formulierte während unseres Gesprächs im Geiste bereits den passenden Text: Mein Bekannter und ich wollen ein Buch verfassen, es gibt noch kein Material, also wir beginnen erst zu schreiben… aber die Idee ist wirklich gut! Wollen Sie nicht … vielleicht … besteht irgendeine Art von Interesse? Doch ich blieb siegessicher, müsste meine Gedanken nur noch vernünftiger formulieren, und unserer Karriere stünde nichts mehr im Weg.
Beide völlig frei von Erfahrungen, was den Literaturbetrieb und das Verlagswesen betraf, war Christof zumindest so besonnen, mir vorzuschlagen, zuerst die kleinen Unternehmen anzuschreiben. Wären wir für die als absolute Newcomer ein zu großes Risiko, könnten wir danach immer noch die ganz kleinen ersuchen, sich unser Material zumindest anzusehen. Er fürchtete, dass wir Jahre benötigen würden, um einen Verlag zu finden, der uns Nonames eine Chance gab.
Nach unserem Treffen fühlte ich mich auf der Heimfahrt regelrecht beflügelt von der Aussicht auf den Beginn einer Karriere als Buchautorin. Überzeugt von unserem Talent und mit dem unbedingten Glauben an die Genialität unseres Themas schrieb ich zu Hause den ersten großen Verlag an, der mir in den Sinn kam: Ueberreuter! Hätte ich das vorher mit meinem Bekannten abgesprochen, wäre er wohl vor Lachen zusammengeklappt. Und was soll ich sagen? Eine Stunde später wurde ich angerufen und um ein Exposé gebeten (damals wusste ich nicht einmal, worum es sich dabei handelt). Zwei Wochen später unterschrieben Christoph, der bis zuletzt dachte, ich würde mir einen Spaß mit ihm erlauben, und ich unseren ersten Buchvertrag! Wir hatten mit unserem Vorschlag im März 2007 bei genau diesem Verlag ins Schwarze getroffen und waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen!
Gerne würde ich an der Stelle den Selbstvertrauen-Glücks-Kreis ins Spiel bringen. Hätte ich an uns und unserer Idee gezweifelt und mich, wie mir von meinem Bekannten geraten, zaghaft an die kleineren Unternehmen herangewagt, wer weiß, was aus unserem Werk (siehe Foto) – was mich betrifft, das erste von vielen – geworden wäre.
Ich bin davon überzeugt, dass man als begabte Schriftstellerin/als begabter Schriftsteller hin und wieder (kalkulierbare) Risiken eingehen muss, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen und den passenden Verlagspartner zu finden – wobei ich im Laufe meiner Tätigkeit auch gelernt habe, dass Hartnäckigkeit und Geduld für den Erfolg in dieser Branche auch kein Nachteil sind.
Und ein bisschen Glück gehört zum Glück natürlich auch dazu!

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Kino im Kopf: Vom Plotten, Pantsen und Switchen und was es mit dem roten Faden auf sich hat

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